Wilhelm Wessel, geboren 1904 in Iserlohn,begann seine eigentliche künstlerische Karriere mit über 40 Jahren. Bevor er 1927 in Berlin ein Kunststudium aufnahm, war er Lehrer,
begegnete schon früh Kurt Schwitters, Wassily Kandinsky und Theodor Däubler und lebte eine Zeitlang im Nahen Osten.
Nachdem er in der Zeit von 1939 bis 1945 Soldat und Kriegsmaler gewesen war, begann
Wessel in Iserlohn seinen Neuanfang als freier Künstler, zusammen mit seiner Frau, der Malerin Irmgart Wessel-Zumloh. Bekanntheit erlangte er zunächst in den fünfziger Jahren durch seine informellen,
dunkeltonigen Bilder, die durch ihren reliefartigen, erdigen Farbauftrag mit Fugen und Rissen eine fast urtümliche Energie ausstrahlen. Von 1952 bis 1957 war Wessel Vorsitzender des Westdeutschen
Künstlerbundes und organisierte wichtige Ausstellungen deutscher Nachkriegskunst in Amsterdam (1954) und Paris (1955).
Später steigerte Wessel das Materialbetonte seiner Malerei durch
Verwendung von Stofffetzen, Zeitungsausrissen und ähnlichem. In den sechziger Jahren entstanden reliefhafte Bilder mit hellem Hintergrund und unruhigen, linearen Strukturen. Sie ebneten den Weg zu Wessels
eigenwilligen Schriftbildern und Schriftcollagen, die er von 1967 bis zu seinem Tode 1971 schuf. Hier wird die Schrift Bestandteil der Malerei, der sie eine neue Dimension hinzufügt. In Fragmenten und
Hinweisen werden sogar aktuelle politische Geschehnisse vielschichtig und mit sarkastischem Humor kommentiert.
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